Zur weiteren Spurensuche 2.0: Kolonialer Sprengelkiez

Mit der Online-Diskussionsveranstaltung „Spurensuche 2.0: Kolonialer Sprengelkiez“ vom 28.01.2021 ging die Diskussion um den Umgang mit dem Erbe der kolonialen Geschichte im Sprengelkiez weiter.
Wie bei dem ersten Treffen zur Nachbesprechung der Kiezspaziergänge Ende Oktober 2020 verabredet, präsentierte das Projektteam den aktuellen Wissens- beziehungsweise Recherchestand zu dem kolonialgeschichtlichen Hintergrund der Kiautschou- und Samoastraße sowie des Pekinger Platzes.
Wichtige Quellen (neben den Ausführungen von Stefan Zollhauser auf den Kiezspaziergängen), die der Präsentation zugrunde lagen, waren:

  • „Dossier: Straßennamen mit Bezügen zum Kolonialismus in Berlin“ Joshua Kwesi AIKINS / Christian KOPP, 2008.
  • „100 Jahre Samoastraße / Kiautschoustraße 23. August 1905 23. August 2005“ Text Judith HAHN, Historikerin. Drei Text- und Bildtafeln in der Osterkirche.
  • „Pekinger Platz“ Entwurf für einen Stelentext von Prof. Dr. Mechthild LEUTNER, Sinologin FU, o. J. für die 16. Abteilung der SPD.
  • „Perspektivwechsel jetzt! Für einen sichtbaren, reflektierten und nachhaltigen Neu-Erinnerungsprozess im Sprengel Kiez“ Beschlussvorlage 35/2020 der 16. Abt. der SPD für den KV Mitte vom 04.08.20.
  • „Deutsche Kolonialgeschichte“, Sebastian Conrad, C.H. Beck Wissen, 4. Aufl. 2019.

Neben diesen Informationen lag der Schwerpunkt der Veranstaltung insbesondere auch auf den Rückmeldungen zu drei W-Fragen:

Welche Aktivitäten wollen wir im öffentlichen Raum?
Wie können wir in den politischen Raum hineinwirken?
Wer will sich wie am Prozess beteiligen?

Die gesammelten Ideen zu und Antworten auf die ersten beiden Fragen werden nachfolgend wiedergegeben. Aus den Rückmeldungen und der letzten Frage sind einige Verabredungen für das weitere Vorgehen hervorgegangen. Das Projektteam hat Vorschläge für die weitere Zusammenarbeit entwickelt, die das Projektteam als Anregungen den Teilnehmenden unterbreitet.

Spuren kolonialer Geschichte im Sprengelkiez: weiterführende Fragen zum Wissensstand

1. Historisch (direkte Recherchefragen):

  • Gab es direkte Verstrickungen von Anwohner:innen im Kiez in den Kolonialhandel?
  • Wo im Kiez gab es Kolonialwarenläden?
  • Äußerte sich die Mission als Mittel der Rechtfertigung von Kolonialismus im Kiez? / Wie war die Beteiligung von Anwohner:innen z. B. bei Spendenaufrufen der Osterkirche?
  • Wie war die Situation etwaiger Kolonialmigranten im Kiez zur Kolonialzeit? Es gab chinesische Sprachlehrer in Berlin.

2. Aktuelle Auseinandersetzung

Stelentext der 16. Abteilung der SPD (aus dem Beschluss Perspektivwechsel JETZT!):

  • Gab es anti-koloniale Versammlungen im Kiez / Arbeiter:innen-Bezirk Wedding?
  • Wieso ist die (positive) Rolle der SPD im Stelentext nicht erwähnt? Gerade August Bebel war ein Kritiker des Kolonialismus
    Antwort einer Teilnehmenden:
    – Vorschlag zum Stelentext von Dr. Mechthild Leutner ist ca. 10 Jahre alt; Widerstand gegen Kolonialismus in Deutschland fehlt

Humboldtforum

  • Woher kommen Kunstwerke in Sammlungen wie Humboldtforum? Sicherlich auch aus der Südsee / Pazifik / China?
  • Humboldtforum wird bald eröffnet – Verbindung zum Kiez

Postcolonial provenience research (Provinienzforschungsprojekt) team des Ethnologischen Museums

3. Perspektivwechsel – ein Vergleich: Xingtao – Deutschland

  • Wie ist der chinesische und der deutsche Umgang mit dem kolonialen Erbe im eigenen Land?

Ideen für Aktivitäten im öffentlichen Raum zur Wissensvermittlung

– Bewegungsangebote; (bewegte, ggf. technisch), audio-visuelle Medienformate; Kunst
– analog und/oder digital
– allg. Kurzweiliges und Dauerhaftes

  • Kiezspaziergänge (inkl. Podcast)
  • Kleine Kiezkarte
  • Kiezrallye (inkl. App, Bsp. Actionpoint), Spielerei zum Ausgleich des „Gewichts“ des Themas
  • Kiezkarte
  • Bei Straßenfesten Infos zur Spurensuche / Wedding-Kunstmarkt?
  • Texte (sachliche / nicht polemische) und Infotafeln im öffentlichen Raum – und die Reaktionen darauf festhalten
  • Banner mit Fotos von Kunstgegenständen aus Samoa, Kiautschou, China in die Straßen, mit Hintergrundinfos zur Kolonialgeschichte – und Möglichkeit des Feedbacks/der Reaktion
  • Info am Straßenschild
  • Stele
  • künstlerische Interventionen
  • Video und/oder Online-Projekte (mit Künstler:innen)

Hinweise und offene Fragen zum Hineinwirken in den politischen Raum

  • Wie sind die Entscheidungsprozesse für Infotafeln o. ä / Wer entscheidet über Hinweisschilder und Legenden-Einschubschilder unter den Straßennamen für die Aufstellung (Senat/Bezirk)?
    Antworten einer Teilnehmenden:
    – Bezirkssache – Vera Morgenstern, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte, der dafür zuständig ist
    – Bezirksamt direkt
    – bei Kunstausschreibung mit Aufklärungscharakter (Senatsverwaltung f. Bildung und Kultur)

Weitere Verabredungen

  • erneutes Treffen ca. zwei Wochen nach der Wiederholung des Kiezspaziergangs „Spurensuche Kolonialer Sprengelkiez“ (26.03.2021, 17-19.30 Uhr) in den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2021.
  • Newsletter zu den weiteren Entwicklungen beim Thema: Spurensuche 2.0: Kolonialer Sprengelkiez, durch das Projektteam von „Demokratieförderung im Stadtteil“

Hier: Bericht zum Download.

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